IV Klärwerk kommentiert Bürgermeisterwahl
Deutlicher und unmissverständlicher hätte der Souverän, Borkens mündige
Wählerschaft, seinen Unmut über die kommunalpolitischen Realitäten im
ehemaligen Bergbaustädtchen nicht zum Ausdruck bringen können. Ein "Weiter
so" ist damit auf konsequente Ablehnung gestoßen. Das vernichtende
Ergebnis gleicht einem Debakel für den demnächst in den Ruhestand wechselnden
langjährigen Amtsinhaber Bernd Heßler. Sonntag, der 06. September 2015, wird
allen Akteuren sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben und einen
gebührenden Eintrag ins örtliche Geschichtsbuch finden.
Eindeutige Verhältnisse
Trotz erheblichem Aufwand gelang es Carsten Schletzke, Kandidat der
seit Kriegsende in Borken (Hessen) ununterbrochen regierenden und den
politischen Alltag selbstbewusst bestimmenden Sozialdemokraten nicht, sich auch
nur in einem von insgesamt 21 Wahlbezirken durchsetzen. Besonders die lt.
Pressemeldungen bestehenden "verhärteten Fronten" in den umliegenden
Dörfern und Stadtteilen wurden ihm offensichtlich zum Verhängnis. Dort legte
sein Herausforderer Marcel Pritsch-Rehm, Freie Wähler, von Anfang an mächtig
zu, konnte 65 % bis nahezu 90 % der Stimmen auf sich vereinigen, degradierte
den Konkurrenten zum reinen Statisten und legte damit das Fundament zum
unerwartet souveränen Wahlsieg. Den langjährigen SPD-Fraktionschef hingegen
("Es ist eine sportliche Aufgabe, es gibt keine vernünftige
Alternative") ereilte das Schicksal. Er bekam "auf allen
Plätzen" die Rote Karte zu sehen. "Wir hatten eigentlich ein
Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für Pritsch-Rehm erwartet, nicht
aber eine solche Dominanz", verrieten übereinstimmend erfreute Sympathisanten.
"Eine historische Stunde!"
Bald unter neuer Regie: Stadtverwaltung Borken (Hessen) |
Beginn einer Wende?
Nun will auch Borken (Hessen) die Vergangenheit hinter sich lassen und
hat sich in demokratischer Manier erstmals mehrheitlich für einen parteilosen
Bewerber entschieden. Den Unterlegenen bleibt genügend Zeit und Muse der
Ursachenforschung für die Misere, um bestehende Schwachstellen schonungslos
aufzudecken, Verursacher und Schuldige zu finden und bei Bedarf zu nennen,
daraus Konsequenzen zu ziehen, nachzubessern und über eigene Fehler gründlich
nachzudenken. Es ist ohnehin die Gelegenheit, alten Ballast abzuwerfen, eine
längst fällige Wende einzuleiten und sich zunehmend einer generationenübergreifenden
nachhaltigen Zukunft zuzuwenden. Es gilt, gemeinsam die umfangreichen
Herausforderungen von Morgen anzugehen, um sie im Interesse eines zeitgemäßen
zivilisierten Zusammenlebens meistern zu können. Unter dem Eindruck der
derzeitigen innen- und außenpolitischen unruhigen internationalen Lage mit all
den ungelösten Problemen besonders dringlich.
Zukunftswünsche |
Die Interessenvertretung Klärwerk e. V. mahnt den kommenden Rathauschef,
die von seinem Vorgänger mehrfach öffentlich zugesagte Transparenz in die Tat
umzusetzen. Darüber hinaus fordert das Gemeinwesen, zukünftig im Rahmen einer
Bürgerbeteiligung bei kommunalen Vorhaben die davon betroffene ortsansässige
Bevölkerung frühzeitig und nachhaltig in den Gesamtprozess mit einzubeziehen,
anstatt sie, wie bisher, bewusst davon auszugrenzen. Gedacht wird an eine neue
Art der interaktiven Kommunikation untereinander. Desweiteren sind
Nachbesserungen bei den Veröffentlichungsmöglichkeiten kritischer Beiträge im
Sinne von Meinungsvielfalt und seiner Entfaltung auch in Borken dringend
erforderlich (hpd).
Borken (Hessen), 08.09.2015
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