Freitag, der 01. Januar 2016, wird für die Geschichte der nordhessischen
Kleinstadt Borken ein denkwürdiger Tag bleiben. Erstmals führt mit Marcel
Pritsch-Rehm (Freie Wähler) ein Parteiloser als Verwaltungschef das „Zepter“ im
städtischen Rathaus. Überraschend und erfreulich für all jene, welche ein
solches Ereignis im „traditionell roten“ Borken lange Zeit für nicht
realisierbar hielten und daher an ein weiteres „Wunder von Borken“ glauben. Die
Wähler haben ihre Verantwortung übernommen und die Notwendigkeit einer
Kursänderung klar zum Ausdruck gebracht. Der Wille zum Wandel wird sich auch in
der kommenden Wahl konsequent wieder beweisen müssen.
Visionen im Gepäck
Pritsch-Rehm ist nicht selbstgefällig. Er wird und muss in seiner Aufgabe
auf Vertrauen und Transparenz mit allen Verantwortlichen bauen und eine
parteiübergreifende Zusammenarbeit anstreben. Weder unterschätzt er sein
schweres Erbe, noch die Vorbehalte, die ihm die Amtsführung schwer machen
werden. Mit Optimismus und Zuversicht ausgestattet, möchte er neue Anregungen und
Ideen in die Verwaltung einbringen, zeitgemäße Kollegialität am Arbeitsplatz
fördern und die seit langem verbesserungsbedürftigen Beziehungen zur eigenen Bevölkerung
nachbessern. Demokratie und Transparenz in den Entscheidungsprozessen und
persönliche Verantwortlichkeit in den wichtigen Gremien Magistrat und Stadtverordnetenversammlung
werden gewöhnungsbedürftig sein. Das neue Oberhaupt unterstreicht besonders das
wichtige vertrauensvolle Verhältnis zu den ortsansässigen Vereinen und
Verbänden. Er sich viel vorgenommen, der Reformer, wohl wissend, dass es in der
praktischen Umsetzung nicht leicht sein wird und es dazu auch einiger
unpopulärer Hürden zu überwinden bedarf. „Ich möchte ein Teamspieler sein, kein
Vorturner“, vertraute er unlängst der Lokalpresse an. Offener Dialog als Anfang
vom Ende der bisherigen umstrittenen Gutsherrnmanier?
Endlich neuer Zeitgeist? Stadtverwaltung Borken (Hessen) |
Gemeinsam Zukunft gestalten
Die Interessenvertretung Klärwerk e. V. greift erfreut die (längst überfälligen)
Vorhaben auf und mahnt das neue Stadtoberhaupt, seine Wahlversprechen mit Mut
und Engagement einzuhalten und mit Bedacht vorzugehen. In einem mehrseitigen Positionspapier
unter dem Tenor„Bürgerbeteiligung“ hat die IV Klärwerk alle zuständigen Gremien zu
einer neuen Zusammenarbeit, Transparenz und Offenheit aufgefordert. Sie appelliert, die zunehmenden gesellschaftlich-politischen Veränderungen
und ihre daraus resultierenden Folgen nicht zu ignorieren sondern darauf zu
reagieren. Auch für Borken (Hessen) bedeutet das eine neue, auf gleicher Höhe begegnende
Form der Kommunikationskultur zwischen kommunalen Entscheidungsträgern und
ihren Bürgern. Gemeinsam gilt es, kommende Herausforderungen zu meistern, rechtzeitig
notwendige Informationen allen in Betracht kommenden Bevölkerungsteilen durch regelmäßige
Bürgerversammlungen vor Ort zukommen zu lassen und Betroffene nachhaltig in den
Entscheidungsprozess einbeziehen, anstatt diesen Personenkreis, wie bisher, bewusst
davon auszugrenzen. Erfreulich, so Vereinssprecher, dass Pritsch-Rehm gerade
auch diese äußerst wichtige IVK-Forderung in seine Agenda aufnimmt. Die IV Klärwerk ist bereit, entsprechende
Vorschläge zur Thematik einzureichen und am erfolgreichen Zustandekommen aktiv mitzuwirken.
Probleme bewältigen
Die gegenwärtige Flüchtlingskrise und ihre Auswirkungen werden auch
Borken (Hessen) nicht unverschont lassen. Respekt, Toleranz, gegenseitiges
Lernen und Verständnis füreinander sind ein wichtiger Baustein, um das
Fundament für ein zivilisiertes Nebeneinander mit den neuen Mitbürgerinnen und
Mitbürgern zu gewährleisten. Entscheidend wird aber auch sein, welche
Verantwortung, Pflichten und welcher Respekt für unsere bestehende Kultur von
den Neubürgern eingebracht wird. Ihr Integrationswille wird entscheidend sein für
ein zukünftiges friedvolles Miteinander. Die Stadt befindet sich in einem schwierigen sozio-ökonomischen Wandel,
die Mittel sind knapp und die finanziellen Aufgaben groß. Borken ist unter dem
kommunalen Rettungsschirm, lebt im Sparmodus und erfordert eine weiter
wachsende finanzielle Beteiligung der Bürger. Dazu bedarf es zukünftig der sachlichen parteienübergreifenden kommunalen
Zusammenarbeit und einer lückenlosen Informationspolitik zum Verständnis der
Bürger. Das klingt einfach, aber ist schwer genug, solange konfrontativ anstatt
zusammen gearbeitet wird. Ein neuer Weg zu einem gemeinsamen Ziel war längst
überfällig. Der Anfang ist gemacht, vergessen wir also persönliche Eitelkeiten
und Vorbehalte und gehen konsequent weiter – unsere Stadt verlangt es von uns (hpd)!
Borken (Hessen), 16.01.2016
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