Samstag, 16. Januar 2016

Kursänderung?

Neuer Bürgermeister übernimmt schweres Amt


Freitag, der 01. Januar 2016, wird für die Geschichte der nordhessischen Kleinstadt Borken ein denkwürdiger Tag bleiben. Erstmals führt mit Marcel Pritsch-Rehm (Freie Wähler) ein Parteiloser als Verwaltungschef das „Zepter“ im städtischen Rathaus. Überraschend und erfreulich für all jene, welche ein solches Ereignis im „traditionell roten“ Borken lange Zeit für nicht realisierbar hielten und daher an ein weiteres „Wunder von Borken“ glauben. Die Wähler haben ihre Verantwortung übernommen und die Notwendigkeit einer Kursänderung klar zum Ausdruck gebracht. Der Wille zum Wandel wird sich auch in der kommenden Wahl konsequent wieder beweisen müssen.

Visionen im Gepäck
Pritsch-Rehm ist nicht selbstgefällig. Er wird und muss in seiner Aufgabe auf Vertrauen und Transparenz mit allen Verantwortlichen bauen und eine parteiübergreifende Zusammenarbeit anstreben. Weder unterschätzt er sein schweres Erbe, noch die Vorbehalte, die ihm die Amtsführung schwer machen werden. Mit Optimismus und Zuversicht ausgestattet, möchte er neue Anregungen und Ideen in die Verwaltung einbringen, zeitgemäße Kollegialität am Arbeitsplatz fördern und die seit langem verbesserungsbedürftigen Beziehungen zur eigenen Bevölkerung nachbessern. Demokratie und Transparenz in den Entscheidungsprozessen und persönliche Verantwortlichkeit in den wichtigen Gremien Magistrat und Stadtverordnetenversammlung werden gewöhnungsbedürftig sein. Das neue Oberhaupt unterstreicht besonders das wichtige vertrauensvolle Verhältnis zu den ortsansässigen Vereinen und Verbänden. Er sich viel vorgenommen, der Reformer, wohl wissend, dass es in der praktischen Umsetzung nicht leicht sein wird und es dazu auch einiger unpopulärer Hürden zu überwinden bedarf. „Ich möchte ein Teamspieler sein, kein Vorturner“, vertraute er unlängst der Lokalpresse an. Offener Dialog als Anfang vom Ende der bisherigen umstrittenen Gutsherrnmanier?
Endlich neuer Zeitgeist? Stadtverwaltung Borken (Hessen)

Gemeinsam Zukunft gestalten  
Die Interessenvertretung Klärwerk e. V. greift erfreut die (längst überfälligen) Vorhaben auf und mahnt das neue Stadtoberhaupt, seine Wahlversprechen mit Mut und Engagement einzuhalten und mit Bedacht vorzugehen. In einem mehrseitigen Positionspapier unter dem Tenor„Bürgerbeteiligung“ hat die IV Klärwerk alle zuständigen Gremien zu einer neuen Zusammenarbeit, Transparenz und Offenheit aufgefordert. Sie appelliert, die zunehmenden gesellschaftlich-politischen Veränderungen und ihre daraus resultierenden Folgen nicht zu ignorieren sondern darauf zu reagieren. Auch für Borken (Hessen) bedeutet das eine neue, auf gleicher Höhe begegnende Form der Kommunikationskultur zwischen kommunalen Entscheidungsträgern und ihren Bürgern. Gemeinsam gilt es, kommende Herausforderungen zu meistern, rechtzeitig notwendige Informationen allen in Betracht kommenden Bevölkerungsteilen durch regelmäßige Bürgerversammlungen vor Ort zukommen zu lassen und Betroffene nachhaltig in den Entscheidungsprozess einbeziehen, anstatt diesen Personenkreis, wie bisher, bewusst davon auszugrenzen. Erfreulich, so Vereinssprecher, dass Pritsch-Rehm gerade auch diese äußerst wichtige IVK-Forderung in seine Agenda aufnimmt.  Die IV Klärwerk ist bereit, entsprechende Vorschläge zur Thematik einzureichen und am erfolgreichen Zustandekommen aktiv mitzuwirken.



Probleme bewältigen
Die gegenwärtige Flüchtlingskrise und ihre Auswirkungen werden auch Borken (Hessen) nicht unverschont lassen. Respekt, Toleranz, gegenseitiges Lernen und Verständnis füreinander sind ein wichtiger Baustein, um das Fundament für ein zivilisiertes Nebeneinander mit den neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu gewährleisten. Entscheidend wird aber auch sein, welche Verantwortung, Pflichten und welcher Respekt für unsere bestehende Kultur von den Neubürgern eingebracht wird. Ihr Integrationswille wird entscheidend sein für ein zukünftiges friedvolles Miteinander. Die Stadt befindet sich in einem schwierigen sozio-ökonomischen Wandel, die Mittel sind knapp und die finanziellen Aufgaben groß. Borken ist unter dem kommunalen Rettungsschirm, lebt im Sparmodus und erfordert eine weiter wachsende finanzielle Beteiligung der Bürger. Dazu bedarf es zukünftig der sachlichen parteienübergreifenden kommunalen Zusammenarbeit und einer lückenlosen Informationspolitik zum Verständnis der Bürger. Das klingt einfach, aber ist schwer genug, solange konfrontativ anstatt zusammen gearbeitet wird. Ein neuer Weg zu einem gemeinsamen Ziel war längst überfällig. Der Anfang ist gemacht, vergessen wir also persönliche Eitelkeiten und Vorbehalte und gehen konsequent weiter – unsere Stadt verlangt es von uns (hpd)

Borken (Hessen), 16.01.2016

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